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An sr. Hochwürden[1] Pater Robert Leiber S.J.,

Rom .

Euer Hochwürden[2]

Sehr verehrter[3] Pater Leiber!

Herzlichsten Dank für Ihre beiden Schreiben vom 15. und 19.9.50. An sich bin ich sehr froh, dass ich jetzt nicht nach Rom kommen musste, was mir sehr ungelegen gewesen wäre. Was die Neuordnung der Caritas Internationalis betrifft, rechne auch ich nach Ihren Ausführungen, dass das Ganze eine Veränderung im günstigen Sinne bringen wird.

Selbstverständlich bin ich gerne bereit mit Dr.Sch. die Frage ganz offen zu besprechen. Wie ich Ihnen schon gesagt habe, kenne ich ihn persönlich nicht und kann daher auch nur das wiederholen, was mir andere sagten. Selbstverständlich möchte ich keinesfalls die Namen der Betreffenden nennen. Ich wiederhole Ihnen noch einmal was mir berichtet wurde. So ziemlich alle Leute, die über ihn sprechen, nehmen eine ablehnende Stellung gegen ihn ein, weil er angeblich auf seinen eigenen Vorteil bedacht sei und die Siedler ausnützen, sowie die ganze Siedlungsfrage seinen eigenen Interessen vorspannen würde. Manche behaupten sogar, dass er Leute direkt hereingelegt hätte. Die Ablehnung ihm gegenüber schwankt zwischen Reserviertheit bis hin zur völligen Ablehnung einer Zusammenarbeit mit ihm. Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, habe ich dies überall in Brasilien gehört, sowohl von Brasilienern als von Deutschen. Einige habe mich sogar gebeten, Ihnen das weiterzugeben, was ich ja auch auftragsgemäss getan habe. Auch bei den deutschen Behörden habe ich die gleiche Ablehnung gefunden. Der einzige, der sich über ihn lobend ausgedrückt hat, war mein Freund Baron Leithner, dessen Urteil über Sch. folgende Worte waren: "Du musst ihn unbedingt kennenlernen, weil Du von ihm viel lernen kannst. Altruist ist er wohl keiner, aber doch einer der gescheitesten Leute in der Gegend mit grosser Erfahrung und er ist derjenige, der weiss, wie man's macht, und was möglich ist und was nicht."

  1. handwritten
  2. handwritten
  3. corrected by hand